🇫🇷 – endlich wieder hinaus aufs Meer

Liebe LeserInnen, ich freue mich, dich wieder als Gast zu haben und berichte heute von Fortschritten bei der Reparatur und einer spannenden Exkursion….
In meinem letzten Blog erzählte ich von unserer Ersatzteilbestellung in Frankreich aber vertraute den Aussagen der Wassermacher Reparaturfirma nicht ganz, dass die Ersatzteile innerhalb einer Woche ankommen würden. Ich bin ja schließlich sozusagen halber Grieche 😉.
Wir buchten wieder einen Marina Platz, und siehe da, einen Tag später kontaktierte mich der Mechaniker, dass die Ersatzteile angekommen waren und er bereits das Gerät in der Firma zum Test zusammengebaut hatte. Freude kommt auf. Ist das das Ende der undichten Teile?
Er erschien am nächsten Tag gegen 10:00 Uhr mit dem restaurierten Wassermacher, erklärte mir, was er alles getauscht und verändert hatte. Meine, aus Wien mitgebrachte neue Hochdruckmembran sowie zwei neue Manometer, hat er gleich mit eingebaut und so schleppten wir die 45 Kilo schwere Maschine an Bord und schließlich unter das Backbord Bett. Schnell waren alle Anschlüsse angeschlossen und bereits beim 1. Versuch funktionierte alles wieder. Wir bezahlten dann im Office die Marinagebühr, kauften noch beim Fleischhauer frisches Huhn und Faschiertes für den Tiefkühler ein und waren froh zu Mittag diesen heißen Ort verlassen zu können. Marinas sind bei Schwerwetter oder im Falle einer Reparatur eine wirklich feine Sache, für ein gemütliches Leben an Bord aber sind sie unbrauchbar. Zu heiß, zu eng und ohne jegliche Privatsphäre.

Bei der Ausfahrt aus der großen Bucht bemerkten wir einen kleinen Einschnitt an der Südwestseite, umsäumt von Mangroven, gespickt mit kleinen Riffen, aber nur ein Boot lag vor Anker. Eine echte Idylle. Also manövrierte ich SYMI im Zickzack durch die kleinen Riffe und dann warfen wir neben einer deutschen Yacht auf 4 m den Anker. Es fühlte sich irgendwie an wie am Neusiedler See im Sommer. Kleine Wellen, eine leichte warme Brise strich über unser Boot und das Wasser hatte angenehme 28°. Wir nahmen das Stand Up Paddel Board und machten zu zweit eine Runde durch die Bucht. Die spezielle Omega-Form und Umsäumung mit Mangroven klassifiziert sie als „Hurricane hole“, einen Ort, an dem sich Yachten während eines nicht ausweichbaren Hurrikans an den Mangrovenwurzeln festbinden können und so eine höhere Chance haben, den Hurricane zu überleben. So stießen wir auf der Paddeltour auf drei Yachten, die sich offensichtlich im Jahr 2007 beim letzten schweren Hurricane hier mit ihren Leinen verzurrt hatten. Eine von Ihnen war bereits bis zum Deck versunken, die anderen lagen gespenstisch und verlassen da. Vor dich hin rostend. Immer noch standen ein alter Stromgenerator und andere Gegenstände auf Deck, als ob der Besitzer nur kurz an Land gegangen wäre. Zerfetzte Sonnenplanen, alte Taue und viel Rost aber zeugen von den vielen Jahren des Verrottens. Was wohl vorgefallen ist, wo sind die Besitzer, haben Sie das Boot aufgegeben, weil es beschädigt ist und der Bergepreis höher wäre als der Restwert? Immer wieder stießen wir in schönen Buchten auf solche Wracks.

Ein Mast steht schief aus dem Wasser, der Rest des Bootes ist unter Wasser. Anfangs ein gewöhnungsbedürftiges Bild für mediterrane Segler. Die Ostkaribik wird jedes Jahr von ca. 25 Tropenstürmen bzw. Hurricanes heimgesucht. Da erwischt es halt so manches Boot.
Beim Zurückpaddeln kamen wir an dem deutschen Katamaran vorbei und die beiden freundlichen Besitzer der „Vitila“, Doris und Uwe luden uns spontan zum Sundowner auf Ihr Helia-44 Sonnendeck ein. Wir saßen in orange violettes Licht getaucht zusammen und tauschten viele interessante Geschichten über den Atlantik und die Hochs und Tiefs des Bordlebens aus. Sie waren gerade eben über den Atlantik in die Karibik gesegelt und noch im Akklimatisierungsprozess. Beide in ähnlichem Alter wie wir, haben sie fünf bzw. sieben Jahre vor ihrer offiziellen Pensionierung beschlossen, alles zu verkaufen und auf ihrem Katamaran in den nächsten zehn Jahren die Welt zu bereisen. Und weil es so viel zu reden gab wurden wir gleich nochmals für den nächsten Abend, diesmal zu Kaasspatzeln, eingeladen. Eine echte Abwechslung im tropischen Speiseplan. Herrlich 😋. Der Abend verlief sehr gemütlich und entspannt. Da wir sehr ähnliche Routen besegeln wollen und das Segeln im Vordergrund steht, beschlossen wir weiterhin in Kontakt zu bleiben. Auch sie werden zunächst Richtung Bahamas zu Segeln.

Samstag verliessen wir dann morgens die Bucht und segelten bei gutem Wind die Westküste nach Norden. Der Anker fiel vor der kleinen Stadt St. Pierre. Sie ist eher eine Ortschaft als eine Stadt am Fuß des höchsten Vulkans von Martinique, dem Mont Pelée.
Er ist 1397 m hoch und sein Gipfel versteckt sich meist in den Wolken.

Bei seinem letzten verheerenden Ausbruch 1902 verbrannte die damalige Hauptstadt St. Pierre unter einem pyroklastischen Strom aus 1000 Grad heißer Asche und Lava, der mit bis zu 670 km/h die Hänge in Sekunden hinunter raste. Rumfabriken in der Umgebung explodierten, alles Brennbare in der weiteren Umgebung ging in Flammen auf. Sogar das Meerwasser in Ufernähe kochte und 18 Handelsschiffe explodierten noch bevor sie den Anker heben konnten. Das Unglück zählt zu den weltweit schlimmsten vulkanischen Ereignissen. Es wurden 30.000 Menschenleben in Sekunden ausgelöscht und die Stadt komplett zerstört.

Nur drei Menschen in St. Pierre überlebten schwer verletzt. Einer von ihnen war an diesem 8. Mai 1902 der einzige Häftling des Gefängnisses, ein Matrose namens Louis-Auguste Cyparis. Er überlebte die Katastrophe hinter den dicken Mauern. Es wird berichtet, dass er durch dieses Ereignis so berühmt wurde, dass er bis zu seinem natürlichen Tod als die Attraktion „der Vulkanmann“ mit dem Zirkus Barnum durch die USA zog.
Die Katastrophe lockte Wissenschaftler aus aller Welt an, die erstmalig einen Vulkanausbruch dieser Größenordnung studierten. Einige Autoren sehen in dem Ausbruch des Mont Pelée die Geburtsstunde der modernen Vulkanologie. Ausbrüche mit seitlicher Eruption werden seitdem als „peleanische Eruptionen“ bezeichnet.
Wir besuchten das Ortsmuseum und die berühmte Gefängniszelle. Die vierstündige Wanderung zum Vulkangipfel ließen wir diesmal aus.
Für Montag planen wir die 54 sm Strecke zur nächsten nördlich gelegenen Insel Dominica zu segeln. Die Windprognose sieht günstig aus und für diese Insel haben wir uns bereits jetzt ein Programm mit Führungen und Touren ausgemacht, aber darüber berichten wir beim nächsten Mal.
Wie immer beste Grüße vom Fuße des Mount Pelée von Bord SYMI.