🇦🇬 – Von Antigua über Barbuda nach 🇫🇷 – St.Barth und 🇫🇷 – Saint Martin.
Ahoi liebe Landratten,
DIe Karibik, im speziellen im Nordosten, die British & US-Virgin-Islands, Haiti, die Dominikanische Republik, Kuba und die Bahamas sind jene Länder, die am häufigsten von Hurrikans getroffen wurden. Die Saison für die Wirbelstürme beginnt meteorologisch am 1.Juni und endet Ende November.
Der Geburtsort aller Hurrikans ist die Küste Westafrika. Durch die Erwärmung des Atlantikwassers ab Juni speisen sich dort große Tiefdruckgebiete mit Energie und driften dann durch den Passatwind angetrieben über den Atlantik nach Westen. Je wärmer der Atlantik ist, umso mehr Energie bezieht das Tief und wächst und wächst. In der Karibik angekommen beschreibt ihre Bahn meist einen Bogen nach Nordwest. In der Hauptzeit September fegen sie auch bis in den Golf von Mexiko und dann an die texanische Küstehinauf oder über Florida. Viele sterben dann am Weg nach Europa ab oder kommen als atlantisches Sturmtief zu uns nach Europa.
Im Bild unten sind die Zugbahnen während der letzten 150 Jahre dargestellt:
klicke zum Vergrößern.
Durchschnittlch passieren jeden Sommer 15 tropische Stürme (Untergruppe des Hurrikans mit Wind bis 120 km/h) und fünf Hurrikans (über 120 km/h) diese Strecke. Im heurigen Jahr ist ein La Nina -Sommer angesagt. Dies steigert die Zahl auf bis zu 25 Stürme und acht Hurrikans. Die wahre Stärke kann keiner prognostizieren, durch die Erwärmung der Meere aber werden die Stürme immer heftiger.

Warum erzähle ich das am Anfang meines Blogs?
Nachdem wir mit Martin eine weitere Nacht in einer wunderbaren Bucht im NW Antiguas verbracht haben,
kreuzten wir bei angenehmstem Wetter mit vollen Segeln durch die sanfte See in Richtung Barbuda. Diese Insel gehört zum Inselstaat Antigua und liegt exponiert im äußersten Nordosten. Ich hatte nach langer Zeit wieder einmal meine Angel ausgeworfen und schleppte den gelben Köderfisch hinterher. Plötzlich ein Ratschen der Trommel und Spannung an der Route. Wir drei blickten aufgeregt ins Heckwasser, wer da wohl angebissen hatte und als Abendessen vorbei kommen wollte.
Als ich schließlich meinen Fang zum Bootsheck gezogen hatte, war uns klar, dass wir diesen Fisch gar nicht wollten. Ich bat den Barracuda kurz still zu halten, zog ihm den Haken aus seinem Kiefer und stieß in wieder in sein Wasser zurück.

Kleiner meeresbiologischer Exkurs:
Barracudas sind Raubfische, die oft das Toxin CIGUATERA in sich haben. Dieses Toxin ensteht in Kleinalgen auf Riffen, die von kleinen Rifffischen gefressen werden. Diese wiederum werden von größeren Fischen und die von Barracudas (Riffjäger) gefressen. Dadurch kumuliert das Gift im Fisch. Der größte Räuber hat dann am meisten davon in seinen Muskeln. Durch Verzehr kommt es in den menschlichen Körper und wird im Gehirn abgelagert. Die Mengen summieren sich auf. Die akute neurotixische Vergiftung ist eine schmerzhafte Geschichte. Durchfall, Sehstörung, Muskelkrämpfe und Gefühlsstörungen der Haut (kaltes Wasser fühlt sich heiss an) können auch noch Monate andauern. Intensivstationspflicht kennzeichnet den schweren Verlauf, der auch mit dem Tod enden kann.
Daher ließen wir den grimmigen Barracuda wieder frei und aßen abends Huhn in Kokosmilch. Je mehr man nämlich von Ciguaterafischen verzehrt hat, umso größer ist die Chance einen Krankheitsausbruch zu erleben.
Nach vier Stunden Fahrt wurde die Wassertiefe geringer, um sich schließlich bei 9 Meter einzupendeln. Unter unserem Boot nur weisser Sand, der das Wasser rundherum türkis färbte.
Nur ein paar mal Zick-Zack unter Motor an den Korallenbänken vorbei und schon fiel unser Anker auf fünf Metern Sandgrund vor einem 20 km langen Sandstrand. Mit weissem Sand, der sich unter den Füßen wie Mehl anfühlte und in den wir zentimetertief, wie in Pulverschnee beim Strandspaziergang einsanken.
Warum erwähnte ich anfangs die Hurrikans?
Barbuda war jene Insel, die 2017 vom stärksten und am längsten (12 Stunden) andauernde Hurrikan, der je über die Karibik zog heimgesucht wurde. Er hieß „Irma“. Seither wurde nur wenig Infrastruktur wieder aufgebaut, viele Einwohner verließen sogar die Insel für immer. Der Wind erreichte Spitzen bis über 300 km/h und dementsprechend hoch waren die Wellen. Er zog dann weiter nach NW und zerstörte auch St.Barth, Saint Martin und Teile der British Virgin Islands (BVI). Bewohner erzählten, alles was Irma nicht erwischt hatte, wurde durch den zwei Wochen später folgenden Hurrikan „Maria“ endgültig vernichtet. Am Strand vor unserem Ankerplatz auf Barbuda liegt seit 2017 ein Hotel in Trümmern. Ein Wiederaufbau zahlt sich scheinbar nicht aus, denn am 1.Juni jedes Jahres beginnt abermals eine neue Hurrikan Saison und niemand kann sagen, wieviele Stürme sie mit sich bringen wird und vor allem welche Insel sie treffen werden.
Das Bild unten zeigt eine Ankerbucht der BVI’s die auch die volle Stärke abbekam. . .
Der leichte Wind und ein klassischer Sonnenuntergang ließen uns nicht erahnen, welche Mächte hier wüten können. Alles lag friedlich und wunderschön vor uns.
Wir verließen diese Barbuda am nächsten Tag, da wir den Zeitplan mit unserem Gast einhalten mussten und gelangten nach ca 10 Stunden zur Insel Saint Batholomy, auch St. Barth genannt. Früher schwedisch ist sie heute Treffpunkt der Reichen und Superreichen. Die ankernden Yachten vor dem Hafen bestätigen dies. Es gibt wirklich saubere und naturbelassene Buchten zu erkunden, alle mit bestens gewarteten Mooringbojen ausgestattet, kein Plastik oder Schmutz weit und breit im Wasser und rund um das Boot schwimmen große Schildkröten, die den intakten Grund der Bucht zum Fressen ihres Turtlegrasses benutzen. Beim Schnorcheln begegneten wir später auch Ammenhaien, Rochen, bunten Rifffischen (Nemos) und einem Barrakuda. Hier wirkt sich die strenge Regulation des Bootsverkehrs deutlich positiv aus. (Du kannst übrigens jedes Foto zum Vergrößern anklicken)
Weiter ging es nach zwei Tagen unter Segeln zur nur einen Steinwurf weit entfernten Insel Saint Martin. Wieder ein französisches Übersee-EU Gebiet. Ich sage nur „Roam like home“.
In der Marigot Bay im Westen ankerten wir und nach den geringen bürokratischen Einklarierungsmaßnahmen genossen wir den letzten Abend mit Martin in einem köstlichen Restaurant. Er hat seine zehn Tage bei uns an Bord genossen, leider mit einer Verkühlung garniert, die er aus Wien im Gepäck hatte. Ich hab sie jetzt auch gekostet.
Eine wunderbare Zeit geht zu Ende, die Martin und Ich in einem kleinen Interview (Menü Film) festhielten.
Wir planen zumindest vier Tage hier auf St.Martin zu bleiben und werden dann, bei gutem Wind, die 85sm Überfahrt in Richtung British Virgin Islands machen. Dies wird bis Mai unser nordwestlichster Punkt der Reise. Wegen der Prognosen und Hinweise, dass ab April La Nina zurückkehrt, die Wassertemperaturen hier bereits über dem Mittel liegen und somit eine intensive Hurrikan Saison erwartet wird, haben wir beschlossen in den Wirbelsturm ärmeren Süden zurück bis nach Grenada zu fahren. Dort kamen wir am 23.12.23 nach der Atlantiküberquerung an.