Nach über 1000 km auf See – praktisch im Fahrrad Tempo unterwegs – stellt sich dein Körper und auch dein Geist auf eine nur durch Sonne und Wetter geregelte Lebensweise um. Gibt es mehr Wind, werden die Segel angepasst. Geht die Sonne unter, bereitest du dich auf deine Nachtschicht im Dienstrad vor. Sonst existieren keine weiteren Einflüsse von außen, die dich irritieren oder bestimmen würden. Es wird dir klar, wie oft Telefon und Internet deinen Tag durchkreuzen und beeinflussen.
Auf dem Display des Handys steht lediglich „not connected“ und somit bist du von der „realen“ Welt abgetrennt. Keine Nachrichten, Whats App oder Streaming. Du wirst auf ein Minimum reduziert. Viel mehr stehst du als Segler persönlich den großen Naturgewalten gegenüber. Diese Kräfte sind keineswegs böse, sie sind nur dir gegenüber völlig gleichgültig. Man muss täglich damit leben was kommt.
Das ist dein Umfeld, das ist das Gesetzt der Natur.

Hier auf dieser erdgeschichtlich jungen vulkanische Insel westlich von Afrika leben 150.000 Einheimische.
Die Insel selbst zeigt sich für viele fremdartig, bizarr, vergleichbar mit einer Mondlandschaft. Keine Grünflächen, kaum Bäume, kilometerweit schwarze und rotbraune Lavamasse, Felder mit unzähligen, scharfkantigen Lavabrocken. Im Norden der Insel steigt das Famara-Massiv auf bis zu 671 Meter an, und im Süden die Los Ajaches auf 609 Meter (Atalaya de Femés 609 Meter). Der Rest der Insel ist durch eine Hügellandschaft geprägt, die durch markant aufragende Vulkankegel unterbrochen wird.
Das Haupteinkommen der Insulaner wird sicherlich durch Touristen (vor allem Engländer) und durch Kreuzfahrtschiffe bestritten.
Legt einmal pro Woche ein 350 Meter Ozeandampfer in Arrecife an, spukt er gleich mal 5000 Menschen aus, die wie eine Schafherde die touristischen Trampelpfade abtrotten. Souvenirs kaufen, essen gehen und abends auf ihr all inclusive Schiff zurückgekehrt das Gala Diner nicht versäumen wollen.
In einer Bar, nicht weit von unserer Marina entfernt, erzählte uns der Besitzer, dass er leider kein offenes Bier mehr habe. Heute waren an die 10000 Schiffsgäste von zwei Kreuzfahrtschiffen unterwegs und alle Vorräte seien aufgebraucht.
Wir haben sie gesehen, als wir in die Stadt gingen und uns Massen von Menschen entgegen kamen. Nackter Oberkörper, Einkaufssäcke in der Hand , Sonnenbrand im Gesicht und immer den Vordermann im Auge, um den Weg zurück zum Schiff zu finden.
Für lächerliche 1.200.-€ bekommt man eine Kabine von Southampton für eine 10 Tages Kreuzfahrt. All inclusive – versteht sich.

Wir haben uns, nachdem wir unseren Mitsegler Meiki auf dem Flughafen abgesetzt hatten, ein Auto gemietet und besuchten zwei wunderbare Orte, die vom lokalen Heroen der Kunst, CÉSAR MANRIQUE geprägt sind.
Er war derjenige, der der Insel in den 50-er Jahren „seine Handschrift aufdrückte“ und dank ihm hat sich bis heute der einzigartige Baustil von weißen, kubistischen Häusern mit grünen, blauen oder braunen Fenstern gehalten. Auch der Verzicht auf Hochhaus-Hotelburgen ist C.M zu verdanken, wenngleich es heute scheint, dass schon ab und zu ein Auge bei den Genehmigungen zugedrückt wird.
Wir besuchten den „Jardin de Cactus“ und die „Stiftung von C.M. – Jameos de Agua“ ein unglaubliches architektonisches Meisterwerk der Baukunst. M.C. errichtete in durch Lava entstandenen Höhlen eine Oase mit Pool und eine für 500 Sitzplätze ausgestattete Konzerthöhle. Ein Muss beim Besuch von Lanzarote.



