Ich hatte seit unserer Rückkehr nach Hause eine längere, der finalen Organisation geschuldete Pause in der Rubrik Blogs.

Noch sind wir in Wien und bereiten vor, planen, shoppen und zittern dem Tag vor dem Abflug entgegen. Warum ?
Weil wir eine riesengroße Menge an Utensilien nach Lanzarote aufs Boot bringen müssen. Bisher gab es ja immer noch die Ausrede: „das können wir dann das nächste Mal mitnehmen“, der Flug nach Lanzarote am 16.11. aber ist oneway. Da muss alles mit dabei sein.
Die Bordapotheke nimmt langsam Formen an (und Gewicht). Die meisten Bestellungen, wie eine neue Wasserpumpe für den Wassermacher oder eine Satellitenschüssel von Starlink sind schon eingetroffen. Jetzt müssen sie nur noch verpackt und das Gewicht auf vier Personen aufgeteilt werden.
Andrea hat fleißig Vorräte von Dingen wie fertige Semmelknödel oder Ähnliches eingekauft, was auch Platz einnehmen wird. Den meisten Platz brauchen aber sicher die technischen Geräte und die Apotheke in unserem Gepäck. Versenden der großen Teile geht auch nicht so leicht, weil die Kanaren eine Zollfreizone Europas sind und alle ankommenden Pakete, nach Wert des Inhalts besteuert werden. Diesen Zoll weigert sich aber meine Marina Rezeption zu begleichen. Darum packen wir alles in die Koffer und Taschen.

Am letzten Tag vor der Abreise aus Lanzarote habe ich noch im Auspuffkrümmer des Backbordmotors ein Korrosionsloch gefunden, dass das salzige Kühlwasser in den Motorraum tropfen lässt. Ich bestellte bei VOLVO gleich ein Paar Ersatz Krümmerrohre (wir haben ja zwei Motoren), die jetzt im Koffer liegen und mit anderen technischen, Geräten auf ihren Transport warten.

Einen großen Gewichtsanteil hat auch die Satellitenantenne von Starlink mit allen Kabeln und Halterungen. Mit Hilfe dieser soll es uns möglich sei egal wo auf dem Wasser immer eine Internetverbindung wie zu Hause zu haben. Ich werde berichten…


Nun, zu den geographischen Reisevorbereitungen:
Wir haben uns für die bequemere, aber etwas längere Route über die Kapverdischen Inseln entschieden. Das bedeutet, dass wir ca. acht Tage nach Süden Segeln bis wir die Insel São Vicente mit der Stadt Mindelo erreichen (ist der einzigen Ankerplatz auf dem gesamten Archipel). Wir werden dort eine zweitägige Pause einlegen, noch einmal das Boot checken, aufproviantieren und dann die 14 Tage Passage Richtung Tobago beginnen. Alles in allem ca. 5700 km.

Die Spannung also steigt. Ich arbeite fleißig am Computer Listen ab, um ja alle Dokumente, die ich in Wien habe und die Boots relevant sind, auf externe Festplatten zu kopieren. Mein Hauptwohnsitz ist nun am Papier aufgelöst. Die Beamtin im Magistrat meinte, ihr Lebensmittelpunkt ist ja nicht mehr in Wien sondern ab nun irgendwo am Meer – auch eine neue Erfahrung.
Bei der Tropenmedizinerin Dr. Katharina Riedl frischten wir unsere Impfungen auf und haben uns auch für die neue Anti-Dengue Fieber Impfung entschieden. Diese Mistviecher von Tigermücken sind durch den Klimawandel ja schon von Asien sogar bis nach Mitteleuropa vorgedrungen. In der Karibik sind sie längst heimisch.
Eine gewisse Mehrarbeit war auch der Umstieg auf eine neue, günstigere Bootsversicherung. Durch die kompetente und freundliche Beratung bei der Firma „Preuss-Yachtversicherungen“ in Deutschland konnte ich meine Prämie um gut 40 % reduzieren? Das macht Freude!
Alles aber, das merke ich, kann man nie 100% vorbereiten. Zum Glück gibts das Internet.

In zwei Tagen findet unser erstes großes Treffen der Crew statt. Wir werden dabei die Strecke, die Wacheinteilung, Essenswünsche und vieles mehr besprechen. Anna wird bereits am 11.11. nach Fuerteventura zum Surfen vorfliegen. Wir werden sie dann beim Boot in Lanzarote Marina treffen.
Mein Sohn Ferdinand, der als Kameramann arbeitet, hat beschlossen, den Atlantik Trip für ein Kurzfilmprojekt zu nutzen. Bin gespannt was der Filmprofi da zaubern wird.
Mein Hirn ist zwar schon fast auf den Kap Verden und je kürzer der Abstand zur Abreise wird, desto mehr wird mir die Dauer unseres Abenteuers und die damit verbundene Absenz von Freunden und der Heimat bewußt. Andrea und ich wollten gerne noch alle sehen, einmal ausgiebig Tratschen und uns verabschieden. Das haben wir zum Gück schon recht gut absolviert, einige Termine stehen noch an.

Mein Geist aber läßt mich die wahre Dimension dieser Reise noch gar nicht bewußt erleben. Ich sitze daheim, es ist warm und obwohl draussen der Regen peitscht und der Wind weht ist man sicher in seinen vier Wänden und es kommt kein Gedanke auf, wie sich das Wetter über Nacht entwickeln könnte. Diese Momente genieße ich derzeit fast am Meisten. In zwei Wochen werde ich täglich mehrmals Wetterprognosen machen und nach dem Ankern im Schlaf immer ein „Ohr“ für mögliche Anomalien frei haben müssen. Das das Abenteur bald beginnt wird wahrscheinlich erst mit dem Loswerfen der Landleinen im Kopf ankommen.