Am nächsten Morgen erledigte ich rasch die Passkontrolle und den Zoll und wir gingen auf Erkundung in den nächsten Ort.
St. Lucia ist seit 1979 eine von England unabhängige parlamentarische Monarchie. King Charles III ist das Oberhaupt und wird durch einen Generalgouverneur vertreten. Das Jahreseinkommen hier liegt im Schnitt bei 17.840.- US$. Die Armut ist überall sichtbar. Auch die Kriminalität hat in den letzten Jahren leider zugenommen und man sollte als Segler Vorsicht walten lassen. Es ist besser als auf St. Vincent aber Beiboote werden fast alle mit einer Kette am Dock und an Bord gesichert und natürlich muss SYMI immer versperrt werden, wenn wir einen Landgang unternehmen.
Für den nächsten Tag reservierten wir uns zusammen mit den Freunden der „Nana“ ein Taxi und fuhren einen Teil der Ostküste ab.
Die Straßen sind schmal und gehen kurvig bergauf und bergab durch den dunkelgrünen üppigen Regenwald, sodass es eine gute Stunde dauert bis wir an der Westküsten Mitte das erste Mal stoppen, um auf die berühmte „Marigot Bay“ hinunter zu schauen. Dort wurde einstmals ein Teil von Dr. Doolittle gedreht.


Von dort war es nur mehr eine halbe Stunde bis zu den anfangs der Geschichte erwähnten „Pitons“. Diesmal in der Sonne vor uns liegend.

Auf dem Rückweg zur Marina stoppten wir noch einmal bei einem Wasserfall, der mit schwefelhaltigem Vulkanwasser gespeist wird und in seiner Umgebung den Geruch fauler Eier verbreitet. Er liegt inmitten eines netten botanischen Gartens, den wir durchwanderten. Danach lud uns der sympathische Taxifahrer namens Francois in der Marina ab.
Abends ließen wir es bei der wöchentlichen Street Party von Ridney Bay krachen. Straßenstände mit Grillhuhn und Meeresfrüchten dazu an der offenen Bar Rum-Punch, ein gefährliches Getränk aus Fruchtsaft, Zuckersirup und 75%igem Rum. 🍹 dazu spielte aus in der gesamten Straße installierten dutzenden Boxen Reggaemusik.
Der Blick von der Hafenmole in den Sonnenuntergang, einmal ohne Regenwolken war wunderbar.



Während der Nacht besuchten uns ein Schauer nach dem anderen, am Morgen war der Himmel dann klar und der Wind nahm zu. Ich klarierte und bei den sehr geduldigen Behörden wieder aus. Während der Wartezeit im Büro war es sehr kurzweilig das zeitweise Spitzenkabarett mitzuerleben. Unglaublich wie manche Menschen mit ihren Booten unterwegs sind und sich nichts pfeifen.
Fall 1)
Ein in die Jahre gekommenes französisches Ehepaar, dass kein Wort Englisch sprach (eh klar😉) und auf die Frage der Zollbeamtin: „do you have any alcohol on Bord?“ zunächst kopfnickend mit ihren Papieren herumfuchtelte, da aber die Beamtin geduldig ein Glas in ihrer Hand imitierte und wiederholte „alcohol“ es endlich bei den beiden dämmerte. „Oui, oui“.
Beamtin:“what kind of?“
Französin: „Röm“
Beamtin: „what?“
Französin nochmals: „Röm, Röm, ahh und Caribbean Röm, une bouteille“
Ein anderer wartender Franzose klärte nun die Situation auf: „she means RUM“. „Ahh Ok“, sagte die Beamtin geduldig. Der nächste Fall war etwas kniffliger:
Fall 2) Deutscher Segler dessen Bootspapiere abgelaufen waren und dem der Portcaptain erklärte, er darf nicht auf St. Lucia bleiben und muss sofort absegeln.
Fall 3) Ein ukrainischer Skipper einer Charteryacht, der mit 8 Gästen an Bord einklarieren wollte. Der Beamte aber wusste nicht, welches Visum er ihm ausstellen darf.
Durch die stille Beobachtung im Amtsgebäude wird die lange Wartezeit verkürzt und man lernt dabei auch sehr schnell, wie wichtig hier Demut und Zurückhaltung gegenüber Beamten in Uniform ist. Tritt man zu forsch und laut auf, wird man sehr schnell ins Hinterzimmer gebeten und kann sicher sein, die dreifache Zeit für die bürokratischen Hürden zu brauchen.
Ich hatte alle notwendigen Papiere parat, erhielt die Stempel in unsere Pässe und wir durften auslaufen.
Die Passagen zwischen den karibischen Inseln sind in den meisten Fällen durch eine Mischung der langen atlantischen Wellen mit den kurzen Windwellen, durch Strömungen und einen Düseneffeckt geprägt. Alles zusammen eine recht ruppige Geschichte, wenn man fast gegen den Wind angehen muss. Wir liefen also aus der Rodney Bay unter Motor aus, umrundeten die NW Ecke und setzten die Segel. Hart am Wind gegen die hohen Wellen ging es direkt Richtung Martinique. Immer wieder umsegelten uns die Atlantik Maskentölpel Sie haben es gelernt, daß ihre Beute, die fliegenden Fische, häufig durch ein heranrauschendes Boot aufgeschreckt werden und dann vor dem Bug ihr Fluchtverhalten ablaufen lassen. Das funktioniert in der Natur gut bei Raubfischen, für Vögel aber sind die kleinen Flieger über dem Wasser gut auszumachen. Ein kurzer Sturzflug des im Englischen viel netter benannten „Booby“ und ein Köpfler ins Wasser und schon ist er im Kropf. Inwischen fahre ich mit dem Boot an dem Booby, der im Wasser den Fisch verschluckt vorbei, aber kaum sieht er das, startet er gegen den Wind und begibt sich abermals in die Beobachtungsposition neben/über unserem Bug. Diese Jagden dauern oft Stunden und sind oft wie Kino für den Steuermann. Auch des Tölpels Verdauung scheint gut zu funktionieren, denn nicht nur ein Mal ließ er im Flug seine Bombe in unser schönes weißes Vorsegel fallen. Natürlich schön weit oben, wo ich mit der Hand nicht mehr zum Putzen hinkomme.


Nach 3,5 Stunden und rund 40 km ließen wir den Anker in St. Anne, der südwestlichsten Bucht Martiniques fallen. Beim näher kommen ist es fast irreal wieviele Yachten hier kreuz und quer vor Anker liegen. Es waren mindestens 200 um uns herum. Wir dampften im Slalom quer durch die Menge bis wir in einer vorderen Reihe einen Platz fanden. Diese Menge an Booten zeigt auch die Beliebtheit dieser zu Frankreich und dem EU-Raum gehörigen Insel.
Leider spielte das Wetter immer noch verrückt, daher verlegten wir SYMI am nächsten Morgen weiter hinein in die große Bucht von Le Marin. Auch hier hunderte Yachten, teilweise an Bojen, teils ankernd lagen um uns. Ein sicherer Platz war rasch gefunden und das Einklarieren in der Marina war dann eine fünf Minuten Angelegenheit, kein Visum notwendig, lediglich unsere Daten in einen PC eingeben und 5.-€ Gebühr bezahlen, das war’s, wir sind wieder in der EU zurück.

Mich begeisterte die Mitteilung meines Handy Providers. „Willkommen in den französischen Überseegebieten. Hier gelten Ihre österreichischen Freibeträge. Roam like home!“ Unglaublich, nur eine Insel und 40km nördlich von St. Lucia und wir waren in der EU. Mit einer Verbindung, die wie daheim funktionierte. Eine Freude!
Alles französisch, die Autonummern, die Menschen sehr freundlich und die Geschäfte gefüllt mit herrlichen Delikatessen. Es duftet nach Baguettes und die Lokale am Hafen haben herrliches offenes Bier, Croque Monsieur und Pastis, den ich genüsslich mit etwas Wasser verdünnt in meinem Mund herum spüle und dabei an meine Segelheimat Hellas denke. Poli kala.
Per Internet fand ich einen Vertragspartner meines französischen Wassermacher Herstellers und besuchte das Geschäft, um einen Termin für den 12. Februar für ein großes Service zu vereinbaren. Endlich! Das ist nach so vielen Jahren Betrieb dringend notwendig.
Andrea und Ich staunten über die Auswahl der Yachtartikel im Geschäft und ich fühlte mich vor den Regalen wie ein junges Mädel bei Zara. Markenersatzteile für wirklich alles. Zum Glück brauche ich nicht wirklich etwas – derzeit!
Fortsetzung folgt . . .