Von Guadeloupe 🇬🇵 nach Antigua 🇦🇬
Hallo Ihr LandrattInnen!
Wieder ist eine wunderschöne und kostbare Woche vergangen und was wir erlebt haben, erfahrt Ihr hier.
Guadeloupe – Les Saintes Inseln.
Unsere Handys klingelten beim Einschalten mit der Meldung „roam like home- sie befinden sich im französischen Überseeterritorium und es gelten die EU roaming Bedingungen“. Wir waren wieder in Frankreich zu Gast.
Drei Stunden Karibiksegeln bei konstantem Wind aus Ost mit diesen angenehm langen Wellen, die von der afrikanischen Küste durch den Passatwind getrieben hier durchrauschen brachten SYMI schließlich nach Guadeloupe. Diese Insel ähnelt in ihrer Form einem Schmetterling in dessen Mitte im Süden die Hauptstadt Point a Pitre liegt. Etwa 7 Seemeilen im SW vorgelagert liegen die Inseln der 3 Heiligen. In der Hauptbucht dort fanden wir eine freie Ankerboje und machten fest. Als Nächstes ging es mit dem Dinghy zum Steg und ins Büro der Hafenmeisterei. Mittels eines auf Windows 95 basierten Systems 😜 kann man in wenigen Schritten die Einreiseformalitäten erledigen, bezahlt 5.-€ und schon waren wir offiziell angekommen.



Wir spazierten die Hauptstraße entlang, sahen mit der lokalen Fähre herangekarrten Touristen beim Eis schlecken und Selfie machen zu und fühlten uns ein wenig in die Ionische Inselwelt versetzt. Ein bisschen Griechenland ist überall.
Den zweiten Tag nutzte ich zum Austausch des Auspuffkrümmers samt Schlauch am rechten Volvo Diesel. Ein kleines Rostloch verteilte Tropfen von Salzwasser über dem Motorblock, was auf die Dauer Schäden verursachen würde. Der Tausch gelang perfekt und alles ist wieder dicht.
Segeln heißt Sitzen und das, wie ich schon öfter erwähnte, ist nicht gesund – sagt der Doktor. So packten wir die Turnschuhe aus und begaben uns auf eine Inselrunde per Pedes. Neben den typischen lokalen Holzhütten standen hier auch ein paar nette kleine Häuser im Kolononialstil, deren Bewohner hier vermutlich ihre französische Pension verbringen. Ein Mini Flughafen für Sportflieger endet mit seiner Piste direkt am Sandstrand, rechts und links des Pistenendes weist ein Schild auf Vorsicht ⚠️ Flugverkehr hin.

Nach drei Tagen mussten wir wieder weiter. Wir segelten SYMI die Westküste hinauf und stampften danach noch gute 3 Stunden mit Motorunterstützung ein Riff nach Osten entlang. Die großen Wellen aus NO brachen sich in einigem Sicherheitsabstand von uns. Laut Seekarte gab es eine Riffeinfahrt, markiert durch eine gelbe Boje. Dort sollte die Passage zwischen den Korallenköpfen in die Lagune führen. Ein spannendes Unternehmen, bei dem ich mich auf die richtige Position der weiteren Tonnen und die zwei digitalen Seekarten, eine am Handy und die zweite auf dem Bootsmonitor verlassen musste. Beidseits von uns brachen zwei Meter Wellen schäumend auf den Riffkanten und nur unter uns verlief der Einfahrtskanal mit fünf Metern Tiefe, dem ich folgte. Einmal nach rechts, dann nach links, immer an den Marken entlang beschleunigten die ungebrochenen Wellen von hinten SYMI immer wieder. Nach 15 Minuten wurde es ruhiger und die bereits untergehende orangefarbene Sonne beleuchtete die gesamte Stille Lagune, die vor uns lag wie Podersdorf an einem Sommerabend.
Am Ankerplatz lagen vier andere Schiffe, Pelikane flogen vorbei, und es war fast windstill.


Nach einer sehr ruhigen Nacht mussten wir am nächsten Tag mit dem Beiboot einen 40 Minuten langen Ausflug durch einen von Mangroven gesäumten Kanal machen, um uns in der Marina der Hauptstadt am Computer wieder aus Frankreich auszuklarieren. Ein anderer Ort dafür war nicht in der näheren Umgebung.
Ich stelle im Laufe unserer Reise immer mehr fest, dass die Formalitäten rund um das Ein und Ausreisen in die diversen Inselstaaten ein recht mühsamer Teil des Blauwassersegelns sind. Die so genannten Port of Entries, also die Orte, an denen man seine Papiere herzeigen darf, liegen nicht immer auf der Route, die man gewählt hat. Wir verbanden die Formalitäten iin Point a pitre gleich mit einem Einkauf im Supermarkt und konnten sogar mit dem Einkaufswagen bis zum Beiboot rollen. In der Mittagssonne und bei 29° erspart dies einige Schweißtropfen.
Dann ging’s durch die Mangroven zurück, vorbei an der Landebahn des International Airport, auf der um 18:30 Uhr unser Freund Martin aus Paris pünktlich aufsetzte. Mit einem Taxi wurde er in die Bucht gebracht und erschien schließlich mit seinem Koffer auf dem Steg, an dem ich, bereits im Dunkeln, mit dem Beiboot wartete.
Es gab ein großes Wiedersehen, und wir saßen an diesem Abend nach einem köstlichen Abendessen aus Andreas Küche und ein paar Gläsern Rosé, bis um 2:00 Uhr zusammen und hörten die neuesten Nachrichten aus der Heimat. Für uns war das vertraute Gesicht und das Wiedersehen eine wirklich ergreifende Situation und Abwechslung.
Martin wird uns zehn Tage begleiten und von der Insel Saint Martin nach Hause zurückfliegen.
Jetzt waren wir aber gerade erst am Beginn des Besuchs und am nächsten Tag verließen wir die Lagune durch einen anderen Ausfahrtskanal und segelten das kurze Stück von 1 Stunde bis zum Ort, Saint Louis. Dort soll Jacques Custeau, ein Idol unserer Generation, einen Teil seines Lebens verbracht haben. Cousteau war jener Meeresbiologe nach Hans Hass, der mit seinem Schiff <Calypso> die Meere erforschte und uns in den siebziger Jahren mit seinen Sendungen (heute würde man sie als Staffeln bezeichnen) der Serie „Geheimnisse des Meeres“ per Farbfernsehen Abenteuer in die Wohnzimmer lieferte. Erinnerst du dich, wie sein Sohn hieß ?😜
Der folgende Segeltag mit Martin war herrlich. Wieder mal Wind mit 16 Knoten aus Ost, lange Atlantikwelle, und nicht nur SYMI gefiel das.


Bereits nach drei Stunden liefen wir in die Freeman Bay in English Harbour /Antigua ein. Der Anker fiel und ich war wieder mal unterwegs zu den Behörden, um alle Formalitäten zu erledigen. Bis auf den hohen Preis von 100 $ US war alles perfekt. Jetzt waren wir eben auf der Segel – Mekka Insel Antigua angekommen. Ein teures Pflaster. Sie gehört zum Staat Antigua und Barbuda 🇦🇬 (die Nachbarinsel).
Jedes Jahr finden hier Hochseeregatten von höchstem Format statt, in der Hauptbucht liegen die sündteuren Yachten der wirklich wohlhabenden Segler und diese werden Tag aus Tag ein, wie wir es gesehen haben, von der Crew teilweise mit der Zahnbürste und einem Pflegemittel von oben bis unten und wieder zurück gereinigt. Dort lag an der Pier festgemacht ein Katamaran. Diese Größe von Schiff habe ich in meinem Leben noch nie am Wasser live gesehen. Das Schiff muss 50 m lang sein. Man kann es charten und eine Woche kostet lediglich 200.000 $, exklusive Treibstoff und Trinkgelder, die sich bei 10 % des Charterpreises bewegen.


In English Harbour wurde 1745 ein Stützpunkt der englischen Navy namens Port Nelson‘s Dockyard errichtet. Lord Nelson war ein Admiral der britischen Flotte, wegen seiner Strenge bei seinen Offizieren nicht sehr beliebt, so dass er in seinem nach ihm benannten Hafen angeblich sogar an Bord seines Schiffes übernachten musste. Der Zweck dieser Übersee Station war, Kriegsschiffe der britischen Flotte hier in den West Indies reparieren und mit Wasser versorgen zu können. Wir besuchten mit einer geführten Tour die einzelnen bestens restaurierten Hafengebäude, in denen die Mannschaften, die Offiziere, Segelmacherei und notwendige Werkstätten untergebracht waren. Heute beherbergen sie ***** – Hotels, Bars, Boutiquen und ein Museum.
Alles in britischem Kolonialstil gebaut. Die größten Problem der Briten zu Baubeginn dieses Hafens waren Gelbfieber und Malaria, die ein Drittel der Mannschaften dahinrafften. Innerhalb von nur drei Tagen nach der Ansteckung verstarben die Meisten. Medizin gab es keine dagegen. Im örtlichen Museum las ich eine medizinische Niederschrift über die Behandlung von Gelbfieber: „Verabreiche dem Erkrankten am ersten Tag Salzwasserlösung zum Erbrechen, dann Aderlass von 30 ml Blut jede sechste Stunde und schließlich am dritten Tag bei Aussichtslosigkeit des Krankheitsfalles, 1/2 l Rum und Morphium“. Na danke.
Diese Seuchen aber sind zum Glück ausgerottet und daher konnten wir beruhigt am Abend in einem sehr netten Restaurant meinen Geburtstag feiern 🥳. An dieser Stelle danke ich nochmals allen Freunden und Freundinnen für ihre lieben Wünsche, die mich erreicht haben.
Morgen werden wir die Bucht wechseln und in spätestens vier Tagen nach Barbuda weiter segeln.
Wie immer beste Grüße von Bord SYMI
Weitere Fotos findest du hier und in Andreas Polarstep-App
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