🇫🇷 – Martinique’s Buchten mit unserem Gast Felix
Nachdem wir im strömenden Regen am 27.1. noch ein Mal kurz nach St. Lucia und wieder nach Martinique zurück segelten, um Annas Freund Felix abzuholen, waren wir nun zu viert, bereit zum Baden und Buchteln. Felix Reise zu uns ging von Wien über London nach Barbados und mit einem Inselhüpfer schließlich nach Castries auf St. Lucia. Eine anstrengende zwei Tages Tour, deren Mühsal Felix mit der großen Freude über das Wiedersehen mit Anna schnell wegsteckte. Wir segelten am nächsten Tag bei herrlichem Wind und idealen Bedingungen nach Martinique zurück und schon waren Felix kleine Seebeinchen gewachsen. Bootsbewegung und Wind machten nichts aus, also dann konnte es mit der Erkundung Martiniques auch auf dem Landweg los gehen.
Wir mieteten ein Auto, um zwei Ziele zu besuchen. Den Zoo und eine Rumfabrik. Beides waren Empfehlungen von Freunden. Ein Zoo auf einer Karibikinsel? Da hatten wir, zugegeben, gemischte Gefühle.
Nach 1,5 Stunden Fahrt auf belebten Straßen erreichten wir den Zoo. Hineingeschmiegt in ein üppig bewachsenes Tal mit einem kleinen Fluss liegt der Tiergarten inmitten der Überbleibsel einer alten Rum Destillerie aus 1820. Rund um und teilweise auch durch die Ruinen wurden Spazierwege angelegt, die einen von einer Tierart zur Anderen führen.
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Vögel, Reptilien, Primaten, alle sind sie vertreten. Alle Zweifel an diesem Zoobesuch waren wie weggeblasen. Wir marschierten glücklich insgesamt mehr als zwei Stunden über die geschlängelten Wege, über Hängebrücken, durch Bambuswälder und staunten über die Schönheit der Anlage, standen oft plötzlich Aug in Aug vor den Tieren. Flamingos, Aras, Schildkröten , Schlangen und zwischen den Wegen in der Wiese liefen Leguane frei herum.
Auf der Rückfahrt steckten wir in einem herrlichen Stau. Der Erste, den ich seit fünf Monaten im Auto erlebte. Auf der zweispurigen Schnellstraße war es fast ein Vergnügen endlich einmal wieder einen Stau zu erleben und zu sehen wie diszipliniert die Autofahrer hier eine Rettungsgasse bildeten. Da könnten sich die Süd-Ost-Tangenten Fahrer zu Hause etwas abschauen.
Bevor wir nach Le Marin zurückkehrten besuchten wir noch den größten Supermarkt der Insel, ein Carrefour der Sonderklasse. Ungefähr zweimal so groß wie das Metro in Simmering und ausgestattet mit allem was das Herz begehrt. Riesen Tiefkühltruhen produzierten so viel Kälte, dass uns in unseren T-Shirts im Vorbeigehen fröstelte.
Am nächsten Tag fuhren wir an die Ostküste, wo eine 1750 gegründete Rum Destillerie steht, die inmitten eines wunderschön gepflegten Gartens liegt. In den vielen Jahrzehnten wurden dort die verschiedensten Palmen und Pflanzen angebaut und eine Dauerausstellung von Plastiken verteilt sich mittendrin.
Nach der Besichtigung der alten Fabrikationsanlage und des Herrnhauses der Familie Clement verkosteten wir noch am Ende verschiedene Rumsorten und wählten dann natürlich ein paar Flaschen aus, die wir kauften und mit nach Hause 😁nahmen.
Ab nun ging es wieder mit SYMI als Fahrzeug weiter.
In den kommenden Tagen verbrachten wir echten „Buchtel“-Urlaub mit schwimmen und chillen.
Das Wasser in der großen Bucht südlich der Hauptstadt Fort de France strömungsbedingt nicht ganz klar, in einer Bucht wähnten wir uns gar am Neusiedler See. Dicker Gatsch am Anker und nur 2,5m tief. Ideale Windsurf Verhältnisse. Wir entpackten mein SUP, dass mit einem Surfsegel zum Windsurfer werden kann und ich war erschrocken darüber, wie schnell das Balancegefühl, das man seit Jahrzehnten hatte, schwindet. Also ich werde üben, üben und üben.
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Fort de France ist auch aus der Ferne der gegenüberliegenden Bucht keine schöne Stadt. Alle gefühlten drei Stunden gleiten 777 Airfrance-Jets im final approach herein, große ankernde Kreuzfahrer, die hier für einen Tag ihre 1000den Gäste ausspucken, legen an den Docks an und private Motorboote und Jetskis rasen durch die Buchten. Das kann man sich getrost sparen und aus der Ferne beobachten.
Wir packten unsere Brillen und Flossen ins Beiboot und fuhren zu einer kleinen Insel vor der Küste um dort die Unterwasserwelt zu besuchen. Nach den griechischen Jahren am Meer ist es für mich noch ein ungewohnter Anblick, wenn man sich vom Dinghy ins Wasser gleiten lässt und unter einem bunte Fische und in der Strömung wiegende Fächerkorallen erscheinen. Ja, denke ich dann, ich bin in den Tropen mit meinem Boot und nicht in der Ägäis.
Meine Erinnerungen an die Fischwelt der Karibik vor 30 Jahren sind von Artenreichtum und vielen Fischen geprägt 🐠.
Ein Brotkrümel am Heck ins Wasser geworfen reichte aus, bunte tropische Fische, wie die zebraartig gestreiften Riffbarsche zu Hauf anzulocken, die dann nach dem Brot schnappten. Heute versuchte ich das gleich zu tun – aber es kam leider kein einziger Fisch zu mir. Der Reichtum ist offensichtlich auch hier Vergangenheit. Nur in Riffnähe sind sie vorhanden, in den Buchten nicht mehr. Da mich dieser Umstand an meiner Erinnerung zweifeln ließ, googelte ich die Situation.
In 2017 erschienenen Report on Caribbean Climate Change Impact des Commonwealth Marine Programs ist ein deutlicher Rückgang des Fischbestandes zu verzeichnen. Die Ursachen sind die üblichen Verdächtigen:
- Höhere Meerestemperaturen
- Plastik und Mikroplastik
- Veränderter Salzgehalt und PH-Wert des Meeres durch Überwärmung und mehr Agrarabwässer
- Riffzerstörung durch Menschen und vermehrte und kräftigere Hurrikans
- Mehr Industrie,- und Landwirschaftsabwässer wegen höherer Bevölkerungsdichte und damit größerer Industrie.
Lösungen werden seit 2021 evaluiert, heißt es. Also wird sich zunächst nichts ändern… es mußte außerdem nach COVID zuerst der Tourismus erst mal wieder richtig angekurbelt werden. Jetzt läufts wieder, sagt die Tourismusindustrie. Am Meer ist es heuer sogar besser gelaufen als 2019. 63 Millionen Menschen gingen auf 500 Kreuzfahrtschiffen auf Reisen. Charterboote waren ausgebucht, Hotels mit der Buchungslage sehr zufrieden. Ich mache mir also keine Sorgen – Juhu ! Die Kassen klingeln.
Heute werden wir an Land fahren und uns ein gutes Dinner leisten. Morgen früh geht es dann zurück in die große Bucht von Le Marin, wo Anna und Felix am Freitag von Bord gehen. Anna hat uns seit 19.11.23 an Bord begleitet – 2,5 Monate – eine lange Zeit, die für mich als Vater nicht so selbstverständlich war. Welcher Vater hat die Möglichkeit mit seiner 30-jährigen Tochter so lange auf 35m2 zu verbringen? Ich glaube diese Konstellation war einzigartig. Nicht das es immer einfach war, aber es wird sich tief in den Erinnerungsarealen meines Hirns einnisten. Als einmaliges Familienerlebnis.
Andrea hat sich in dieser Konstellation immer als ausgleichend und neutral bewiesen. Auch ihr gilt mein Dank bei diesem Unternehmen.
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