Nur einmal noch kurz in der österreichischen Kälte tief Luft holen, während wir aus dem Auto meines Sohnes ausstiegen und wussten, ab jetzt konnten wir den Winter und die Kälte vergessen.
Ein kurzweiliger Flug nach Heathrow, wo wir dann wegen einer relativ kurzen Transferzeit mit beschleunigten Schritten locker das Tagesziel meiner Sportuhr erreichten. Dazwischen kurz in einen Bus gesprungen, dann mit einer fahrerlosen Hochbahn von einem Terminal zum anderen und schon saßen wir in der A-380 von British Airways und hoben ab. Das Gepäck soll bis Grenada durchgecheckt werden – schauen wir mal …
Andrea nützte in Wien alle Möglichkeiten ein Rota-Magendarmvirus im Gepäck mitzunehmen und
verbrachte dann einige Zeit über dem Atlantik mit den grauslichen Folgen.
Ich chillte inzwischen bei Filmen und dem üblichen lauwarmen Flugzeugfraß.
Nach neun Stunden setzte der Airbus butterweich in Miami International auf der 08R auf.
Wir marschierten wieder eine gefühlte Ewigkeit durch Gänge, nahmen den Verbindungszug, bis wir uns endlich gute zwei Stunden lang in der Schlange zur Einreise und Passkontrolle anstellen durften. Man kennt das ja.
Aber endlich am Schalter angelangt wurden wir mit unserem B2 – 10 Jahres Visum praktisch durchgewunken. Keine Fragen, keine Fingerabdrücke, nur ein trockenes „Have a nice stay“. Dann wurden wir durch die elektrische Türe in die Vereinigten Staaten hinein gespuckt.
Unsere Nacht im Best Western Airport North war im Nu um und ich freute mich auf das mitgebuchte Frühstück.
Unter den strengen Blicken des spanischen Küchenehepaares hatte man die Wahl zwischen Tee und Kaffee, Pancake, Eierspeise und Toastbrot. Äpfel und auch Mandarinen standen auf dem Tisch. Als ich mir den Teller zu beladen begann beutelte es mich kurz. Sofort jagten Gedanken durch mein Hirn. Ich erinnerte mich an all die Pflichten, die uns österreichische Staatsbürger aufgetragen, ja aufgezwungen werden, um die ganze Welt zu retten und endlich die CO2 Reduktion voran zu bringen. Und hier, in einem von 4500 Best Western Hotels weltweit, pfeift sich keiner was. Es gibt es ausschließlich Plastikbecher in Plastikfolie verschweißt, das Plastikbesteck aus dem Dispenser und Plastik Einwegteller. Alles Einweg, alles super ungesund für unseren Planeten. Die Mistkübel sind entsprechend groß dimensioniert, wie alles in diesem Land.
Auf dem Parkplatz stehen Autos mit Hubräumen ab 3,5 Liter. Make America great again.
Nach diesem umweltUNfreundlichen Morgen hoben wir um 10:00 Uhr ab und landeten 3,5 Stunden später auf dem Maurice Bishop Airport Grenada.
🇬🇩 Es hat wirklich geklappt, unsere drei Reisetaschen kamen in Grenada an. Mir fiel sofort das Fehlen eines Schlosses bei meiner Tasche auf. Dazu später. Wir versuchten uns völlig unauffällig zu verhalten (es waren ja ungefähr 18 kg Schiffsutensilien in einer unserer Taschen. Das hätte eine Steuerdeklarierung gebraucht. Mutig und überzeugt wählten wir den Grünen ZollAusgang, wurden aber gleich zum Roten umgeleitet. Ein baumlanger und in weißem Zollbehörde Hemd gekleideter Zollbeamter schaute düster und meinte „Da suitcase ova to da table there“.
Ich hatte einen kompletten Propellersatz von Volvo Penta mit einem Gesamtwert von circa 2500 € im Gepäck. Zum Glück untersuchte uns nicht der große Beamte, sondern eine Frau. Sie fragte nach möglichen teuren Werten, ich antwortete, ein gebrauchter Propeller ist in der Tasche. Natürlich kennen sich eher Segler oder Techniker mit Propellern so richtig aus und wissen, dass sie aus mindestens drei Propellerblättern und einem Schaftteil bestehen. Die Zollbeamtin aber war glücklich, dass ich ihr eines von drei blank polierten Messing Propellerblättern entgegen hielt und es ihr als gebrauchten Propeller verkaufte. Sie schaute und sagte dann „ohh, this is the propeller, looks new!“ ich sagte nichts, und somit winkte sie uns durch. 😥 Uff.
Mit dem vorreservierten Mietwagen fuhren wir zur Spice Island Marina, bezogen unser kleines Apartment, dass direkt im Boatyard gelegen war.
Taschen hinstellen und gleich zu Symi laufen. Von außen schien alles in Ordnung, der Unterwasseranstrich ist neu gemacht und an Bord gab es sonst keine Auffälligkeiten. Feine Sache.
Und jetzt erwartet uns die typische Vor-Segel-Phase. Vorbereiten der Segel, des Motors, der Dieselfilter, des Wassermachers, des Süßwassertanks, der Leitungen dorthin, der Elektronik, Solarpaneele, Lithium Batterien, Mast, Wanten und den laufenden Gut. Wir machen Großeinkäufe für die nächsten Monate. (inklusive Alkohol)😊, Verstauen und merken uns hoffentlich was wo ist.
Einziges Problem dabei ist die Klimaumstellung auf 32 Grad bei 70% Luftfeuchtigkeit.
Als Belohnung für einen harten Arbeitstag können wir uns in unser Apartment mit Klimaanlage zurückziehen und die Nacht bei 26° verbringen. Wir sind meist so fertig, dass wir um 9:00 Uhr ins Bett fallen und um 7:00 Uhr aufstehen.
Es wird sich bald ein Rhythmus ergeben.
Vorraussichtlicher Krantag für uns ist Donnerstag. Also noch zwei Tage. Danach werden wir wohl noch einen Tag in der Nähe der Marina in der Prickley Bay ankern, falls es zu Problemen mit dem Boot käme. Zum Wochenende planen wir dann schon Richtung Norden zu Segeln. . .